DU BIST NICHT ALLEINE!
#ichbinESwert
"WENN ICH MIR NICHT SELBST PERSPEKTIVEN GESCHAFFEN HÄTTE, WÄRE ICH UNTERGEGANGEN, ..."
GEWALT FÄNGT SCHON IM WORT AN.
Ich wuchs in Törl Maglern, nahe der italienischen Grenze auf. Wir lebten in eher ärmlichen Verhältnissen – beispielsweise nur Kaltwasser aus einem einzigen Wasserhahn im Vorhaus, ohne Sanitäranlagen, lediglich ein Plumpsklo aus Holz, Kleidung nie neu, nur zum Nachtragen und so weiter. Ich würde also sagen, wir gehörten noch nicht einmal der sozialen Mittelschicht an.
Meine Mutter war zunächst Alleinerzieherin. Da sie als Kellnerin und Küchenhilfe berufstätig war, schauten meistens meine Tante oder andere Verwandte auf mich, als ich noch ganz klein war.
Dann begann die Schule, wo ich eher schlecht und faul war. Ich habe mich mehr mit Spielen in der Natur beschäftigt. Das war damals irgendwie eine schöne Zeit, auch wenn ich oft allein daheim war. Am Vormittag war ich in der Schule, zu Mittag musste ich daheim sein. Am Nachmittag war ich außer Haus und am Abend musste ich wieder daheim sein. Wenn ich mich heute zurückerinnere, hat es bis zu meinem 6. – 7. Lebensjahr wirklich gepasst für mich.
Als ich 7 Jahre alt war, ist mein Stiefvater in mein Leben getreten und alles hat sich verändert. Zunächst war er sehr nett zu mir. Wir hatten tolle Erlebnisse, wie ich mich erinnern kann. Ich weiß noch, dass wir zusammen einen Bogen gebastelt haben und einmal einen Hackschläger und das war prägend. Das waren Erlebnisse, die sich eingebrannt haben und die ich später versuchte, meinen Kindern weiterzugeben.
Aber ich musste feststellen, dass ich, nachdem mein Stiefvater in mein Leben getreten war, sicher weniger von meiner Mutter hatte, und das hat mir – so reflektierend – sicher geschadet.
Irgendwann heirateten die beiden dann und für mich wurde alles schlimmer. In der Schule tat ich mir schwer und wurde zurückgestuft, weil die Lehrer das meiner Mutter rieten.
Mein Stiefvater war Kraftfahrer und leider ein Alkoholiker. Er wurde enterbt, weil er meine Mutter mit einem unehelichen Kind heiratete. So bekam er nicht den Bauernhof daheim, sondern „nur“ ein Grundstück und Holz für den Dachstuhl. Das setzte ihm zu und das bekam ich dann auf verschiedene Art und Weise zu spüren.
Ich wurde misshandelt, geschlagen, wurde zum Essen gezwungen – wollte ich nicht aufessen, wurde mir dasselbe Gericht noch 2-3 Tage aufgezwungen, bis es weg war.
Zur Bestrafung musste ich oft stundenlang knien. Als weitere Schikane musste ich mit meinem Vater die Ruten schneiden gehen, mit denen er mich dann schlug.
Er schlug mich so heftig, dass alles kaputt ging. Die Kochlöffel zerbrachen, die Teppichklopfer gingen kaputt, am Ende blieb nur noch der Gürtel. Das war wirklich heftig.
Natürlich wurde ich auch psychisch fertig gemacht. Mir wurde immer wieder gesagt, dass ich nichts kann, dass ich ein Versager und Lügner bin, zu dumm für alles und dass ich in eine Sonderschule gehöre.
Wenn man das immer wieder hört, glaubt man das auch irgendwann mal und ist sich selbst eh nichts mehr Wert.
Auch meine Mutter litt unter all den Schikanen, doch sie konnte sich nicht wehren. Eigentlich hätte sie mich beschützen müssen, aber das hat sie nicht getan. Sie war zunächst dankbar, einen fleißigen Mann bekommen zu haben, der sie und ihr uneheliches Kind, annimmt. Doch den Preis mussten wir bald zahlen. Lehnte sie sich auf, bekam sie von meinem Stiefvater zu hören: „Wenn dir was nicht passt, dann kannst du eh zusammenpacken und mit deinem Bastard verschwinden“. In zahlreichen Therapien habe ich gelernt, dass auch meine Mutter wehrlos war und sich nicht traute sich zu trennen. Das tat sie dann auch später nicht, als ich längst erwachsen war und sie ermutigte und sie auch unterstützt hätte. Meine Mutter wurde selbst als Kind von ihrer Mama verlassen. Das blieb auch an ihr ein Leben lang haften.
Zurück zu meiner Kindheit:
Die beiden bekamen dann auch gemeinsame Kinder, die natürlich anders behandelt wurden als ich.
Mein Bruder starb bei einer Herz-Operation und am Tag der Beerdigung der nächste Tiefschlag. Ich wollte fesch sein, putzte mich so gut es ging heraus und fragte meine Eltern, ob es so recht sei. Daraufhin bekam ich eine Ohrfeige und mein Stiefvater sagte mir klipp und klar, dass es ihm viel lieber gewesen wäre, wenn ich gestorben wäre und nicht mein Bruder. Solche Worte brennen sich massiv ein und beschäftigen mich noch heute.
Auch die Schikanen mit dem Essen hängen mir nach. Stellt man mir heute noch ein Gericht vor die Nase, das mich an damals erinnert, ziehe ich auch noch mit 52 Jahren ein Gesicht. Ich merke dann auch vom Gefühl her, dass ich wieder ein kleiner Junge werde und es mich in die Zeit zurückversetzt, wo ich das unbedingt essen musste. Ich versuche es auch immer wieder, aber es fühlt sich emotional und schwer an und man merkt ganz stark, dass solche Sachen ein Leben lang nachschwingen. Man muss sie erkennen können und lernen, damit umzugehen.
Ebenso die verbale Gewalt, bei der man immer wieder hört, man sei nichts wert, man könne nichts, man sei ein Versager. Solche Worte über Jahrzehnte gehört, schädigen einen Menschen. Auch damit muss man lernen zu leben und umzugehen.
Im engeren Kreis wurde ich immer nur beschwichtigt, wenn ich angesprochen habe, was so in der Familie passiert. Dann hieß es oft: „Ah, der Franz schaut eh gut auf dich, der ist eh so ein Fleißiger. Tu dich nicht aufregen“.
Im näheren Umfeld, also bei Freunden der Eltern und auch in der Verwandtschaft, da gab es Familien, bei denen es ein bisschen besser funktionierte, obwohl sie natürlich andere Problematiken hatten. Für mich war das wie in einem Film. Ich war in meiner eigenen Welt und immer, wenn ich daheim war, wurde ich bestraft und heruntergemacht. Wenn ich mit den anderen draußen war, habe ich – als kleinster und dünnster – nach Anerkennung gesucht und auch gefunden. Natürlich ging das auch mit „Blödsinn machen“ einher, für den ich natürlich verprügelt wurde. Beispielsweise verlief man sich am Berg und löste dadurch eine Suchaktion aus. Oder man stahl etwas Holz von Verwandten, um irgendwo ein Lager zu bauen. Also eigentlich waren das richtige Kinderdinge und Kinder machen nun mal solche Sachen.
Im Laufe der Zeit habe ich sehr viele Menschen kennengelernt, die nur auf ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse bedacht sind. Solange diese Bedürfnisse bedient werden, sind sie gute Freunde.
Zum Glück haben es aber auch immer wieder Menschen gut mit mir gemeint. Nur ganz wenige Menschen wollen etwas Gutes aus dem tiefsten Innersten heraus. Doch glücklicherweise habe ich solche Menschen immer wieder gefunden oder getroffen, die eine solche Offenheit und Herzlichkeit hatten und mich so unterstützten.
Ein Beispiel dafür war ein Mathematik-Lehrer. Zunächst begriff ich nicht, dass es in der Schule auch um Sympathien geht. Ich war in Deutsch und Mathe immer ein 4er- oder 5er-Kandidat, doch als ich in der 3. Klasse der Hauptschule, einen neuen Mathe-Lehrer bekam, änderte sich alles. Er erklärte vielleicht etwas anders und ging auf mich ein und plötzlich hatte ich 2er und 3er. In der Berufsschule war ich dann sogar Klassenbester. Das waren Momente, wo mir bewusst wurde: „Hey, was mir als Kind eingetrichtert wurde, dass ich nichts kann, dass ich faul bin usw., das stimmt nicht. Wenn ich richtig motiviert werde, bin ich zu weitaus mehr in der Lage“!
Nun, nach der Kindheit und der Schulzeit kam die Lehrzeit und ich musste einen Beruf lernen. Ich wurde Hafner. In unserer Ortschaft gab es viele Hafner und auf Geheiß meines Vaters, wurde ich in einem dieser Betriebe untergebracht. Danach folgte das Bundesheer.
Zuvor hatten meine Eltern mir immer gesagt: Wenn du mit Lehre und Bundesheer fertig bist, kannst du machen, was du willst.
Das stimmte aber nicht.
Nach dem Bundesheer war ich für 2 Monate arbeitslos. Die Reaktion war, ich sei eine faule Sau und solle verschwinden und so warfen sie mich tatsächlich raus. Das tat wieder weh. Geschlagen hatten sie mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, da ich eben schon erwachsen war. Sie konnten mir auch einfach nicht mehr solche Schmerzen zufügen. Wenn man von einem erwachsenen Mann mit 90 Kilo, ständig mit dem Gürtel gedroschen wird, ist man so abgehärtet, dass man gewisse Sachen gar nicht mehr spürt. Ich machte zwar ein Theater, damit er aufhören soll, aber das Ganze tat mir körperlich nicht so weh, wie innerlich.
Nachdem ich rausgeworfen wurde, kam ich kurz bei meiner damaligen Freundin unter, bis wir uns trennten. Danach lebte ich eine Zeit lang im Auto.
Ich war damals, mit 18 oder 19, noch lang nicht bereit, selbständig zu sein. Zuhause war ich ja trotz allem gut umsorgt worden. Die Mama hatte gekocht und sich um die Wäsche gekümmert. Ich war damals wirklich nicht imstande, mir selbst eine Wohnung zu finanzieren oder zu halten.
Darum also landete ich auf der Straße. Aus der Not heraus, begann ich dann wieder zu arbeiten. Als Fliesenleger verdiente ich damals 30.000 Schilling, was zu dieser Zeit nicht wenig war. Davon wurde ich dann leicht größenwahnsinnig und leaste mir ein Auto im Wert von einer halben Million Schilling. Ich bezahlte weder die Anzahlung noch eine der Raten. Irgendwann wurde ich dann verhaftet und wegen schwerem Betrug verurteilt. Das brachte mir 12 Monate auf 3 Jahre und eine Geldstrafe ein.
Die Untersuchungshaft dauerte 2 Monate und ich wurde genau 1 oder 2 Tage vor Weihnachten entlassen. Ohne Geld, ohne Papiere in Klagenfurt, du kennst keinen Menschen – wo gehst du hin, was tust du? Im Sozialamt wird einem zunächst mal gesagt: „Geh dahin, wo du herkommst“. Ich habe dort dann um ein paar Hunderter gebettelt, damit ich mir über die Feiertage zumindest ein Zimmer nehmen könne. Weitere Anlaufstellen waren die Caritas in der Kaufmanngasse die Haftentlassenen-Stelle, die heute „Neustart“ heißt. Beide haben mir sehr weitergeholfen. Zu manchen Mitarbeitern bei „Neustart“ habe ich noch heute Kontakt – inzwischen natürlich auch beruflich, da ich mittlerweile im Sozialbereich arbeite.
Doch zurück zu meiner Jugend. Ich nahm damals Drogen und lebte nach wie vor auf der Straße.
In diesen schwierigen Bedingungen wurde meine damals erst 18-jährige Freundin schwanger. Sie ging damals noch zur Schule und lebte bei ihren Eltern. Ich selbst war in einer asozialen Nische, aber rappelte mich, so gut es ging, auf.
Wir zogen in eine eigene Wohnung, bekamen unser erstes Kind und gleich danach, ohne Planung, unser zweites.
Ich war natürlich überfordert mit meiner Rolle als Vater und steckte auch in meinen eigenen Geschichten mit Drogenhandel drinnen. Obwohl ich schon fast 30 war, war ich nicht reif für das alles. Ich war mit meinen eigenen Belangen beschäftig und musste mein Leben geregelt bekommen. Dabei ist es schwierig Kinder zu haben. Die Beziehung hielt 4 Jahre. Wir trennten uns, weil ich anfing mehr Drogen zu nehmen und alles immer schlimmer wurde.
Danach fing ich mit den harten Drogen an und wir brachen den Kontakt für lange Zeit ab. Im Drogenrausch hatte ich meine Partnerin, neben den Kindern, getreten und da erkannte ich selbst, dass es so nicht geht und ich mein Leben erst auf die Reihe kriegen müsse. Es hat dann auch wirklich lange gedauert, bis ich es im Griff hatte. Zuerst musste ich mich intensiv mit mir selbst auseinandersetzen; sozusagen um den Block laufen, auf die Schnauze fallen und dann irgendwann die Kurve kriegen.
Vor 5 Jahren stand dann mein Sohn aus heiterem Himmel vor meiner Türe. Da fiel mir wirklich die Kinnlade runter.
Er hatte erfahren, was ich so gemacht habe und wir setzten uns dann zusammen und redeten. Ich erzählte ihm nicht alles, aber von meinen Schwierigkeiten und von den Drogen schon. Und von meinen Ängsten. Ich würde nie wie mein Vater oder Stiefvater sein, das hat nichts gebracht. Das will ich keinem meiner Kinder antun, da habe ich eine Hemmschwelle in mir.
Aber natürlich merke ich schon, wie es auch in mir hochkommt. Meine jetzige Partnerin hat auch eine Tochter in der Pubertät und das ist wirklich herausfordernd. Da merke ich, wie ich mich abstoppen muss, obwohl ich auch in alte Verhaltensmuster reinzufallen drohe. Sachen, wie ihr vorzugeben, was sie anders machen könnte, wie zum Beispiel das Aufräumen. Aber niemals so, wie ich das erlebt habe, sondern schon reflektierter.
Das setze ich auch immer wieder in meinem heutigen Job als Sozialarbeiter ein. Ich versuche, es anders zu machen und das zu geben, was ich nicht hatte und offen über Gefühle zu kommunizieren. Mir ist wichtig wirklich zu sagen, wie es mir geht. Wenn ich traurig bin, wenn ich wütend bin – nur wenn ich offen kommuniziere und keine Angst haben muss vor Konsequenzen für das, was ich gesagt habe, nur dann bekomme ich diese Sicherheit in unserer Gesellschaft zu bestehen.
Ich hätte damals jemanden gebraucht, der für mich da ist, es akzeptiert, dass es für mich so ist wie es ist und mich unterstützt und motiviert. Jemand, der wirklich Verständnis hat und nicht bestraft, sondern sagt: „Hey, schau machen wir es gemeinsam anders“. So versuche ich zu sein.
Diese Selbstreflektion sollte ein Schulfach sein. Wie lernt man selbst zu reflektieren? Wie wirke ich auf andere Menschen? Wie wirken andere Menschen auf mich und was macht das mit mir? Dieser Schulgegenstand würde unserer Gesellschaft sicher weiterhelfen.
Das Problem dieser Gesellschaft ist eben, dass unsere Eltern und deren Eltern auch aufgewachsen sind mit einem Intellekt, der dem heutigen nicht mehr entspricht. Sie haben eine Pädagogik oder Erziehung genossen, die heute bei weitem nicht mehr standardmäßig ist, was für sie aber leider die einzig greifbare Variante oder Möglichkeit war, wie man jemanden erzieht. Natürlich lassen sie die Erziehungsmaßnahmen weg, die für sie selbst belastend waren, aber trotzdem bleibt die Grundhaltung bestehen. Meistens ist alles zu konservativ und man kann nicht vernünftig miteinander reden. Es gibt keine Sicherheit, dass akzeptiert wird, was du sagst. Wenn es mir wirklich schlecht geht, will ich nicht hören: wegen so einem Dreck braucht es dir nicht schlecht zu gehen. Aber es gibt halt Menschen, denen geht es schlecht deswegen, auch wenn es für den anderen nicht nachvollziehbar ist. Und dieses Verständnis müsste die ältere Generation aufbringen und verstehen, dass das wichtig ist.
Ich habe so viele verschiedene Menschen getroffen. Ich denke, man merkt recht schnell, ob man etwas offen sagen kann, wie die Reaktion ist – ob bei einem Therapeuten oder irgendjemand, den ich kennenlerne. Ich habe in meinem Leben recht schnell lernen müssen, Menschen einzuschätzen, also abzuwägen, wie dieser Mensch ist, ob er mit mir kompatibel ist oder nicht. Beim ersten Kontakt mit Menschen komme ich sympathisch rüber, aber wenn ich dann offen über gewisse Sachen rede, ist das eher nicht so. Diejenigen, bei denen man merkt, sie machen es nicht zum Vorwurf, sie sehen es eher als Leistung und bestätigen dich in dem, was du tust.
Wichtig ist, nie die Hoffnung aufgeben. So wie ich Einer von Tausenden bin, läuft man immer wieder im Leben Menschen über den Weg, die es wirklich gut meinen. Sind zwar dünn gesät, aber die gibt es.
Und es ist wichtig seinen Selbstwert zu steigern. Ich sehe mich als Vorbildwirkung. Es gibt Menschen, die haben einfach ein schweres Leben: Gewalt in der Kindheit, echte Obdachlosigkeit, also auf einer Parkbank schlafen oder in einem Abrisshaus, ohne Heizung, Drogensucht usw.
Und sich dann noch einmal aufzuraffen und sich in eine Schule zu setzen, obwohl man nicht wirklich an sich glaubt. Die Schule abzuschließen, einen neuen Beruf zu finden und in diesem aufzugehen. Richtig erfolgreich in diesem Beruf zu sein und anderen Menschen schon geholfen zu haben – das steigert meinen Selbstwert!
Wenn ich Leute sehe, die mir in den schweren Zeiten geholfen haben und die dann lächeln, weil sie sich freuen, wenn sie sehen, dass es einer geschafft hat. Es ist für sie positiv und es tut mir gut, wenn ich sehe, dass sie sich freuen. Das sind schöne Momente.
Was ich mir wünsche: Es sollte bewusst werden, dass Gewalt nicht nur körperlich ist, sondern dass es schon im Wort anfängt und dass es zu oft übersehen wird. Und ich wünsche mir das Verständnis und die Akzeptanz, dass nun mal jeder anders denkt, anders fühlt, die Welt anders sieht, andere Vorstellungen hat, andere Wünsche. Ich wünsche mir, dass Menschen endlich auch Perspektiven für die Menschen schaffen, die vielleicht noch nicht so ganz im Leben stehen und noch nicht die vollen Möglichkeiten haben.
Wenn ich mir nicht selbst Perspektiven geschaffen hätte, wäre ich untergegangen, weil unsere Systeme leider nicht so funktioniert haben, wie ich es gebraucht hätte. Ein Beispiel war meine Berufsneuorientierung. Die Ämter bezahlten mir meine Umschulung nicht aufgrund meiner Vorstrafen und -geschichte. Ich habe es ihnen dann doch bewiesen, habe es selbst in die Hand genommen, habe es mir selbst finanziert, habe die Ausbildung gemacht und habe während der Ausbildung einen Job bekommen. Ich arbeite jetzt schon seit 13 Jahren im Sozialbereich, erfolgreich, denke ich.
Man schafft mehr, als man denkt. Ich bin mehr als ein vorbestrafter Versager.
Es sollte bewusst werden, dass Gewalt nicht nur körperlich ist, sondern dass es schon im Wort anfängt.