DU BIST NICHT ALLEINE!
#ichbinESwert
"ES STAND IRGENDWANN AN DER TAGESORDNUNG, DASS ER MICH VERGEWALTIGT HAT."
MARION L.
Ich habe geschwiegen und mich niemanden anvertraut.
Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter mir gegenüber schon als ich noch ein kleines Kind war, immer sehr distanziert und sehr kühl war. Generell lernte ich, dass meine Meinung nichts wert sei und meine Bedürfnisse nicht zählen. Meine Eltern ließen sich früh scheiden und als ich ungefähr 6 Jahre alt war, lernte meine Mutter meinen Stiefvater kennen, welcher anfangs recht nett zu sein schien und mich ins Bett brachte, mir Geschichten vorlas, aber mich anfing zu streicheln und seine Hand unter mein Shirt fuhr.
Das ging immer so weiter und meine Mutter, die sowieso nie viel für mich übrig hatte und mich von klein auf lehrte das zu tun, was mir die Erwachsenen sagen, war für mich keine Ansprechperson, um Gegenwehr zu leisten. Ich kann mich erinnern, dass ich sie damals anflehte, dass ich lieber allein schlafen gehen wollte und nicht will, dass mich mein Stiefvater ins Bett bringt, aber sie tat es ab mit den Worten, ich sollte dankbar sein, dass er sich so liebevoll um mich kümmert. Mein Stiefvater drohte mir, auch wenn ich das jemanden erzähle, würde mir sowieso niemand glauben und meine Mutter würde traurig und enttäuscht von mir sei und als Kind glaubte ich das alles…
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#ichbinESwert
"MIT 18 JAHREN HAT ER MICH VERGEWALTIGT."
SUSANNA L.
Ich habe klar gesagt, dass ich das nicht will.
Es zog sich über mehrere Monate hin. Zu dieser Zeit war ich in Wien und habe meine Ausbildung absolviert. Mir ging es zu dieser Zeit nicht gut, ich hatte ein extrem schlechtes Selbstwertgefühl, unter anderem auch, weil mein Vater gerade verstorben war. Ich habe mich dann in Dates geworfen und dabei einen etwas älteren Mann kennengelernt. Das Kennenlernen war sehr vertrauensvoll. Auch in der Anfangsphase unserer Beziehung, hat er ein "Nein" akzeptiert. In der Folge war es dann aber nicht mehr einvernehmlich. Es war meine erste sexuelle Erfahrung. Ich war mir nicht sicher ob ich es will, er hat mich im Auto aber bedrängt und festgehalten, mich vergewaltigt. Ich habe den ganzen Sitz vollgeblutet. Ich habe seine Tat heruntergespielt und ...
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#ichbinESwert
"ICH GING ABENDS SCHLAFEN MIT DEM GLAUBEN, DASS ICH ENTTÄUSCHEND BIN, DASS ICH DRECK BIN."
BARBARA M.
Es begann sehr früh, also noch im Gitterbett-Alter.
Wir lebten in einer sehr kleinen Wohnung, deswegen war mein Kinderbett auch im Schlafzimmer der Eltern untergebracht. Ich erinnere mich, es war noch hell und ich wurde ins Bett geschickt. Meine Eltern sahen sich Knight Rider mit David Hasselhoff im Fernsehen an. Das war für mich faszinierend, das sprechende Auto, die Action. Ich wollte Teil des Ganzen sein und nicht schlafen. Mit einem Geräusch dürfte ich mich verraten haben, und ich erinnere mich, dass mein Vater mich hier das erste Mal so richtig geschlagen hat. Dafür, dass ich einfach nicht geschlafen habe. Und da ist das erste Mal etwas zerbrochen in mir...
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#ichbinESwert
"ICH BIN SELBST SCHULD, WENN ICH SOLCHE SACHEN ANHABE."
CELINA R.
Ich habe nie darüber geredet. Ich dachte, ich bin allein.
Ich war damals in einem Reitstall und habe dort eine Reitbeteiligung gehabt und später auch ein Pflegepferd vom Stallbesitzer. Es war dann so, dass ich vom Stallbesitzer immer wieder Komplimente bekommen habe, im Laufe des ersten Jahres: Wie gut ich reite und dass ich so schön sei und dass ich so eine gute Figur habe. Ich habe mir in meinem damaligen Alter von 15 Jahren nicht wirklich etwas Böses dabei gedacht, weil man das ja aus seinem Umfeld gewohnt ist, dass man Komplimente bekommt. Das ist dann aber ausgeufert in Richtung Sommer, als ich kürzere Sachen trug. Er hat dann angefangen, mich immer wieder zu berühren. Vor allem bei den Traktorfahrten, von denen er meinte, wenn ich im Stall helfen will, bringe er mir das bei. Da hat er dann zwischendurch meinen Rücken immer wieder berührt, hat mir unters Shirt gegriffen, zu meinem BH, auf meinen Oberschenkel – eigentlich auf die gesamten Körperregionen. Auf die nackte Haut eben auch. Er hat mich dann gefragt, ob mir das gefällt. Ich habe gesagt: Nein, ich mag das nicht. Dann hat er gefragt, ob mir diese oder jene Stelle besser gefällt. Das ist dann den ganzen Sommer lang so gegangen.
Ich habe nie darüber geredet, weil ich dachte ich bin allein und dass es nur mir passiert und dass ich selbst schuld bin, wenn ich solche Sachen anhabe. Das war auch ein großer Punkt. Im Nachhinein verstehe ich das anders als früher. Es hat sich über 2 Jahre so hingezogen, dass im Winter eher mehr Komplimente kamen und im Sommer, wenn ich weniger anhatte, er mich eher berührt hat. Er hat dann immer gesagt: Wenn ich will, dass es dem Pferd gut geht, darf ich keinem sagen, dass er lieb zu mir ist. Und das war dann eben der Punkt, warum ich Stillschweigen bewahrt habe, die ganze Zeit. Dann war im April das Erlebnis. Er hat mich allein erwischt, in der Stallgasse, gegen die Wand gedrückt …
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#ichbinESwert
"DIE SCHLÄGE SPÜRT MAN MIT DER ZEIT NICHT MEHR."
JÜRGEN K.
Irgendwann spürt man die Schläge einfach nicht mehr. Das klingt vielleicht pervers, aber es ist die Enttäuschung, die wirklich schmerzt. Die Enttäuschung darüber, nicht erwünscht zu sein, alles falsch zu machen, obwohl man nicht einmal weiß, was man falsch macht.
Meine Erinnerung geht zurück auf meine Kindheit mit 4 Jahren. Ich wuchs in Fischl in Klagenfurt auf, in einer kleinen 45-Quadratmeter-Wohnung für 5 Kinder und 2 Erwachsene. Wir Kinder schliefen gemeinsam in einem Zimmer. Mein Vater war selten zuhause, und wenn er da war, war er oft betrunken und wollte seine Ruhe haben. In dieser Zeit begann es, zuerst verbal mit einem „Sei ruhig" - aber als Kind versteht man das nicht so gut. Dann kamen die ersten Schläge, ein Schubsen zur Seite oder eine Ohrfeige. Das ging dann einige Jahre so weiter. Als ich etwa 9 Jahre alt war, sind wir umgezogen, mein Vater hatte einen neuen Job. Aber das war für ihn definitiv zu viel. Er war von da an noch öfter betrunken und cholerisch aggressiv. Es gab jede Woche 4-5 Ausbrüche mit körperlicher und seelischer Gewalt, bei denen ich das Gefühl hatte, dass ich nichts wert bin, nicht gewünscht bin..."
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#ichbinESwert
"MAN HAT DIR DEINEN WILLEN GENOMMEN, MAN HAT DIR DEINE KRAFT GENOMMEN."
WERNER RONACHER
Ich habe wirklich jeden Tag, statt zu essen, Schläge bekommen.
Ich wurde Tage lang weggesperrt. Allein, die Jalousien heruntergelassen, sodass ich nie gewusst habe: Ist es draußen Tag, ist es Nacht, was ist es?
Aber in der Zwischenzeit, muss ich ganz ehrlich sagen, war für mich keine leichte Zeit, weil man mir wirklich mein „Ich“ gestohlen, gebrochen hat.
Ich war bis zu meinem 6. Lebensjahr bei meinen Großeltern, bin dort aufgewachsen. In den ersten Phasen der Schulzeit bin ich immer mehr und mehr krank geworden. Woraufhin sich das Jugendamt einschaltete: „Der muss zu seiner Mutter, denn das ist ein psychisches Problem“. Somit hat man mich zu meiner Mutter nach Deutschland geschickt. Ich habe bis dato, bis zu diesem Zeitpunkt, meine Mutter nicht gekannt. Das heißt also, weder habe ich sie gesehen, noch habe ich gewusst, wer diese Frau überhaupt ist. Sie war für mich eine wildfremde Person, obwohl sie eigentlich meine Mutter war.
Aber weil das Jugendamt so entschied, wurde ich von meinen Großeltern weggenommen. Meine Großmutter musste mich, schweren Herzens, nach Bürgel Offenbach, zu meiner Mutter bringen. Das war dann der Beginn meiner Leidensgeschichte, die von meinem 6. bis zu meinem 13. Lebensjahr, dauerte. Bis dahin, wo ich dann Gott sei Dank das Glück gehabt habe, wieder zurück nach Österreich zu kommen. Aber in der Zwischenzeit, war für mich keine leichte Zeit, weil man mir wirklich mein „Ich“ gestohlen, gebrochen hat.
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#ichbinESwert
"ICH HABE MICH NUR GEWUNDERT, WAS DA GERADE MIT MIR PASSIERT."
GÜNTHER STOTZ
Aber was mir bis heute nachhängt,... und das tut mir richtig weh... und dafür schäme ich mich,... dass ich nichts gesagt habe. Mein Name ist Günther Stotz. Ich bin in Klagenfurt geboren und aufgewachsen und war in meiner Jugend, in meiner Kindheit, begeisterter Pfadfinder.
Ich habe aufgrund der Tätigkeit als Pfadfinders, immer viel mit der Kirche zu tun gehabt, denn das Heim, das Pfadfinderheim war in der Kirche von Welzenegg. Und aus meiner Sicht, war die Beichte zum Beispiel, schon immer ein Werkzeug der Macht. Am Abend kam immer der Pfarrer und hat gesagt: “Kommt her Buben, jetzt kommt Beichten! Und wir haben gesagt: “Nein, wir wollen es nicht!" Ich meine, welche Sünden begeht man als 9 und 10-jähriger? Aber, er hat nicht nachgelassen, bis wir uns dann endlich gefügt haben. Und dann sind wir in die Beichten gegangen und haben ihn angelogen, wir haben irgendetwas erfunden, damit wird in Ruhe gelassen werden. Aber es war aus meiner jetzigen Sicht Machtmissbrauch ...
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#ichbinESwert
"WENN ICH MIR NICHT SELBST PERSPEKTIVEN GESCHAFFEN HÄTTE, WÄRE ICH UNTERGEGANGEN, ..."
GEWALT FÄNGT SCHON IM WORT AN.
Ich wuchs in Törl Maglern, nahe der italienischen Grenze auf. Wir lebten in eher ärmlichen Verhältnissen – beispielsweise nur Kaltwasser aus einem einzigen Wasserhahn im Vorhaus, ohne Sanitäranlagen, lediglich ein Plumpsklo aus Holz, Kleidung nie neu, nur zum Nachtragen und so weiter. Ich würde also sagen, wir gehörten noch nicht einmal der sozialen Mittelschicht an.
Meine Mutter war zunächst Alleinerzieherin. Da sie als Kellnerin und Küchenhilfe berufstätig war, schauten meistens meine Tante oder andere Verwandte auf mich, als ich noch ganz klein war.
Dann begann die Schule, wo ich eher schlecht und faul war. Ich habe mich mehr mit Spielen in der Natur beschäftigt. Das war damals irgendwie eine schöne Zeit, auch wenn ich oft allein daheim war.
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#ichbinESwert
"DER PAPA HAT MIR IMMER WIEDER AUF DEN POPO GEGRIFFEN."
..., ICH TU MIR UND MEINEM KIND WAS BESSERES.
Ich war damals elf Jahre alt und eines Tages hat mein Cousin probiert, bei mir herum zu tun und dann ist es immer mehr geworden. Ich habe es meiner Mama erzählt, die mir das aber nicht geglaubt hat. Meine erste Ehe war dann mit einem Pädophilen. Und auch mein zweiter Ehemann war pädophil und psychisch gestört. Er hat mich beispielsweise zu Hause eingesperrt ...
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#ichbinESwert
"KEIN KIND HAT ES JEMALS VERDIENT, IM ECK ZU SEIN."
KEIN KIND HAT ES VERDIENT, NICHT GELIEBT ZU WERDEN.
Als ich meinen Expartner kennengelernt habe, haben sein Alkoholkonsum und seine narzisstische Art schon damals eine große Rolle gespielt. Trotzdem haben wir eine Familie gegründet und zwei Kindern miteinander bekommen – einen Buben und ein Mädchen. Die Hauptgründe für die schlechte Beziehung zwischen uns waren, dass er über uns „mit Gewalt herrschte“, das fehlende Interesse an den Kindern und sein Alkoholmissbrauch. Die letzteren beiden Tatsachen bestehen bis heute.
Ich habe in den zwölf Jahren, die ich mit ihm zusammen war, immer gedacht und gehofft, dass er sich ändern wird. Obwohl es natürlich auch schöne Tage gab, hat sich im Großen und Ganzen aber nie etwas gebessert...